Höhenflug und tiefer Fall - die EM.TV-Aktie

Es war der spektakulärste Börsenaufstieg seit Jahren. Thomas und Florian Haffa waren die Könige des Neuen Marktes. Ihre Medienfirma EM.TV sollte größer werden als der Disneykonzern. Eine Zeit lang schien dies Realität zu werden, zeitweise war die EM.TV-Aktie viermal so viel wert wie die Adidas-Aktie. Zwischenzeitlich konnte man mit der Aktie sogar unglaubliche 16.600 Prozent Plus machen.

Thomas Haffa, ehemaliger Schulabbrecher und frühere Schreibmaschinen-Verkäufer, hatte es bis nach ganz oben geschafft. Exklusive Partys, Luxus-Jachten und Milliarden, die es auf zahlreichen Einkaufstouren durch die Medienlandschaft zu verprassen galt. Thomas Haffa hält den Hype lange Zeit am Leben mit regelmäßigen Jubelmeldungen. EM.TV spielte nun in der Weltliga der Medienunternehmen.

Der Erfolg hielt nur für kurze Zeit, denn die Misswirtschaft, der Größenwahn und zahlreiche Fehlentscheidungen ließen den schönen Traum alsbald zerplatzen. EM.TV kaufte meist Sendungen zu überteuerten Einkaufspreisen – auf Pump versteht sich. Die Abschreibungen waren gigantisch, die Zahlen geschönt. Die Sesamstraße und die Muppet Show hatten ihre beste Zeit schon hinter sich, als Haffas kauften. Mit der Formel 1 hatte man sich regelrecht übernommen. Der Traum war ausgeträumt, denn lange Zeit hatten die Haffa-Brüder ihren Anlegern nur heiße Luft verkauft. Spätanleger sahen ihr Geld regelrecht zwischen den Fingern zerrinnen.

Die Haffas hatten sich zu der Zeit bereits zurückgezogen. Noch während der Haltefrist hatte Thomas Haffa die ersten Aktienpakete verkauft. Später nutzte er die Kursexplosion, um erneut abzusahnen. Die Staatsanwaltschaft klagte die Brüder wegen Kursbetrugs und Veröffentlichung falscher Zahlen an. Thomas Haffa wurde zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro, Florian Haffa zu 240.000 Euro verurteilt. Tausende Kleinanleger zogen ebenfalls gegen die Haffas vor Gericht. Die meisten gingen leer aus.

Aufstieg und Fall des Thomas Haffa

1989 machte sich Thomas Haffa selbstständig und gründete zusammen mit seinem Bruder Florian und dem TV-Mogul Haim Saban die EM-Entertainment München, Merchandising, Film und Fernseh GmbH (EM.TV). Bekannte Vermarktungsobjekte sind z. B. Tabaluga, die Teenage Mutant Hero Turtles und die Rechte an der Expo 2000.

Der spektakuläre Aufstieg von EM.TV begann mit dem Börsengang am 30. Oktober 1997. Dem Ausgabekurs von 0,38 Euro folgte ein Rekordhoch nach dem anderen, was nicht zuletzt der Gründung von Junior TV Ende 1998 mit der Kirch-Gruppe zu verdanken war. Weitere spektakuläre Zukäufe, wie einen 50 %-Anteil an den Vermarktungsrechten der Formel 1 im Jahr 2000 und der Kauf der Muppets Show, machten EM.TV zu einem weltweit agierenden Medienunternehmen. So gehörten fortan die Rechte an beliebten Zeichentrickfiguren wie Biene Maja, Fred Feuerstein und Alfred J. Kwak EM.TV. Im März 2000 verzeichneten die Anteilsscheine von EM.TV mit 110 Euro ihren Höchststand.

Der Traum vom Ruhm zerplatzte im Herbst 2000 als Thomas Haffa und sein Bruder Florian, der als Finanzvorstand bei EM.TV arbeitete, die Gewinnerwartung des Unternehmens mehrfach nach unten korrigieren mussten. Der Aktienkurs brach ein und fiel unter 20 Euro.

Die Brüder Haffa hatten bereits vor Ankündigung der Negativnachrichten einen Großteil ihrer EM.TV-Aktien verkauft. Thomas Haffa verstieß sogar gegen die Haltefrist, als er im Februar 2000 auf dem Kurshöhepunkt Aktien verkaufte.

Thomas Haffa wurde wegen unrichtiger Darstellung der Unternehmensverhältnisse 2003 zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro verurteilt, sein Bruder Florian zu 240.000 Euro. Beide Brüder mussten sich insgesamt hunderten Gerichtsverfahren stellen. Viele EM.TV-Aktionäre waren bei ihren Schadensersatzklagen jedoch nicht erfolgreich.